zur Person : Aus der Schnittstelle zwischen Kunst und Kartographie entwickelt Zuzanna Skiba autonome Bilder, unterstützt vom Gedankengerüst eines Magnetfeldes, Luftbildes und der Geländeschraffur. In den surrealen WERKSERIEN
verbindet sie die Perspektiven: von oben, aus dem Mittendrin und von unten. Sie arbeitet international und betrachtet die Welt mit topographischen, politischen und philosophischen Aspekten,
ist Mitglied beim Deutschen Künstlerbund und Vorstand beim VdBK1867; erhielt zahlreiche Förderungen, u. a. das Arbeitsstipendium für die Residenz auf der norwegischen Insel Fruholmen zum Thema Drama in der Landschaft am Nordkap.
Innere, wie äußere Landschaften entstehen.
The located desire is like a magneticfields_mental in flow, I‘m been working on a personal cartography based on memories and real experiences. My serial work complex represents exemplary a mental procedure which is changing its figures fluently. Inner and outer landscapes merge into autonomous shapes and are embedded into paintings. I perceives the world with all is topographic, political and private informations and memories from it’s outside appearance. The work series „Magnetic Fields“ consists
of drawings ostracising, painting, isolating and enclosing lines which develop their own meaning and direction and generate a pictorial component.
Floating magnetic fields, spinning round_the strokes do not touch gravitating towards one another, turning round centre, repelling_whilst also attracting each other A metapher for the ambivalent relation of two poles_A mutual exchange of convergence and distance.
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Dr. Almut Hüfler, Berlin 2022
zu der Ausstellung WELTEN & THE BIG SCALE, kuratiert von Zuzanna Skiba | vdbk1867_HausKunstMitte, Berlin
Einführungsrede von Almut Hüfler zur Eröffnung am 13.10.2022
Was wir hier ab heute für vier Wochen sehen können, ist von einer Künstlerin kuratiert. Kuratiert heißt: inspiriert von einer Fragestellung, zusammengerufen und ins Gespräch gebracht. Das Gespräch der Arbeiten hier an den Wänden des Kunsthauses Mitte versammelt sechs weibliche Positionen aus 100 Jahren Berliner Kunstschaffens in Malerei, Zeichnung, Skulptur und Augmented Reality, ergänzt um einen Film, Der am 19. November hier zu sehen sein wird.
Die Kuratorin Zuzanna Skiba ist nicht nur selbst Künstlerin, und als solche auch mit einem eigenen Werk vertreten, sondern sie begann ihre berufliche Laufbahn zunächst mit einer Ausbildung zur Kartografin. Die Frage, wie man unsere Welt mittels Vermessung und Skalierung zu fassen bekommt, oder auch wie man sich im Kleinen Format und in der Zweidimensionalität Orientierung über das Große Dreidimensionale verschaffen kann, hat sie also mit den tradierten Techniken dieser angewandten Wissenschaft ganz pragmatisch zu beantworten gelernt. Kurz bevor aber die Kartografie in ihrer traditionellen Form von der Digitalisierung endgültig ins Museum der historischen Kulturtechniken gespült wurde, hatte sich Zuzanna Skiba entschieden, Künstlerin zu werden. Ihr lag das Künstlerische an der Kartografie, die neue Geo-Informatik war nicht ihr Ding. Das philosophische Thema des Verhältnisses vom – kleinen – Ich zur – großen – Welt hat sie dabei quasi mitgenommen. Es zeigt sich seither in ihrer eigenen künstlerischen Praxis als raffiniertes Spiel mit Perspektivwechseln und -überlagerungen. Mit der aktuellen Ausstellung wird es nun auch in ihrer kuratorischen Arbeit sichtbar.
Ihrem Text zur Ausstellung hat sie nun zusätzlich noch ein literarisches Zitat vorangestellt, das eine weitere, nämlich geistige Dimension der Fragen nach der menschlichen Welt-Anschauung eröffnet.
Es stammt aus Dostojewskis letztem Roman ‚Die Brüder Karamasow‘ von 1880/81, das als die Summe seines Schaffens gilt. Eine bedeutsame Figur darin ist der greise Priester-Einsiedler-Mönch Staretz Sossima. Er steht für ein authentisches Leben in Demut und Barmherzigkeit und damit in grellem Kontrast zum verderbten Lebensentwurf der Brüder. In einem Abschnitt aus seinen Aufzeichnungen, der die Überschrift ‚Vom Gebet, der Liebe und der Berührung mit anderen Welten‘ trägt, heißt es:
„Vieles auf der Erde ist uns verborgen, aber das geheimnisvolle Bewusstsein der lebendigen Bande mit einer anderen Welt ist uns verliehen, denn unsere Gedanken und Gefühle auf Erden wurzeln auf anderen Welten. Darum behaupten auch die Philosophen, dass man das Wesen der Dinge auf Erden nicht erkennen könne.“
Der Frage nach unserem Verhältnis zur Welt auf der materiellen, geologisch-geografischen Ebene stellt die Künstlerin-Kuratorin Zuzanna Skiba für diese Ausstellung also auch die Frage nach unserem geistigen Weltverhältnis zur Seite: Gedanken und Gefühle konstituieren im Menschen das „geheimnisvolle Bewusstsein“ einer „lebendigen Verbindung“ zu einer „anderen Welt“. Der Bezug zu den Philosophen lässt an Platons Höhlengleichnis denken. Dort ist ja beschrieben, wie wir, in einer Höhle mit dem Rücken zum überhellen Licht der reinen Ideen sitzend, deren Existenz und Beschaffenheit nur aus dem Schattentheater an der Höhlenwand ableiten können. Der ungefilterte Zugang zum reinen „Wesen der Dinge“ würde uns durch Blendung vernichten und ist uns verwehrt. Was uns allerdings bleibt, ist die Ahnung, dass es da draußen „andere Welten“ gibt – und ein tiefes Gefühl der Verbindung.
Im vorbereitenden Gespräch zu dieser Ausstellung verriet mir Zuzanna Skiba, dass sie dieses Dostojewski-Zitat schon seit über 20 Jahren begleitet. Das Interesse an der Erde und die Frage nach der Teilhabe an der Welt der Ideen scheint mir die Essenz dieser langjährigen Liebe zu sein. In der Inspirationstheorie des frühen Dialogs Ion hat Platon in gewisser Weise den künstlerisch tätigen Menschen doch einen Zugang zur schöpferischen Sphäre eingeräumt. Wie durch eine Magnetkette übertrage sich die Schöpferenergie über die Musen auf die Künstler und zeige sich als Enthusiasmus bei den Rezipienten ihrer Werke.
In den frühen Morgenstunden, so berichtete mir Zuzanna, kommen ihr oft die Ideen, das sichere Wissen, was auf ihrer Leinwand wie gestaltet werden will.
Wer nicht professionell Künstler:in ist, erlebt diese Momente vielleicht unter der Dusche, beim Flanieren, bei Gesprächen – oder auch bei der Betrachtung von Kunst. Wenn plötzlich eine Idee da ist, ein neuer Gedanke, eine Gewissheit, ein Bild. Also für kurze Momente doch ein Zugang zu der Sphäre des „Wesens der Dinge“?
In ihrem kuratorischen Statement spricht Zuzanna Skiba nun auch vom Anschauen als einem kreativen Akt: „Landschaft zu erblicken, ist eine schöpferische Tat“. Als Kartografin und Künstlerin weiß sie um die Filter-, Selektions- und Kompositionsprozesse, die wir alle im Alltag meist unbewusst vollziehen, um die Komplexität der Welt überhaupt navigieren zu können. Im Nachvollzug künstlerischer Prozesse können wir uns ihrer allerdings auch wieder bewusst werden – und damit nicht nur unsere Wahrnehmungsfähigkeit schulen und verfeinern, sondern auch eigene Gestaltungsmöglichkeiten erkennen.
Denn wer von Ihnen und Euch in den letzten Tagen das aktuelle „Kunstforum“ mit dem Titel „Arkadien in der Krise“ in der Hand hatte weiß, dass mit dem Thema Landschaft gerade einen Nerv getroffen ist. Langsam hat sich der Begriff „Anthropozän“ in den Mainstream vorgearbeitet, Bilder idyllischer Landschaftsszenen werden zunehmend überlagert und verdrängt von den allgegenwärtigen Dokumentationen der Brände, Dürren, Rekord-Stürme, Fluten, der vermüllten Meere und Kriegszerstörungen.
Zuzanna Skiba spricht in ihrem Statement auch von der „Welt als Landschaft, die sich (unter dem Blick der Betrachtenden) schafft“, „die sich in der Konzentration auf Details oder in der Weite des Blicks formt.“
Unser Blick auf die Landschaft ist bedeutsam. Es spricht einiges dafür, dass er gerade sogar Begriff ist, existentiell zu werden. Anthropozän bedeutet ja auch, dass uns seit dem ersten Atombombentest eine gärtnerische Verantwortung für den vom Menschen in seiner geologischen Substanz veränderten Planeten zufällt. Was wir gesät haben, werden wir und unsere Nachkommen ernten müssen. „Die Welt als Landschaft, die sich schafft“ anzuschauen ist eine Einladung, unsere Betrachtungsweise zu erweitern.
Aus der literarischen Überlieferung wissen wir, dass sich schon das, von zu vielen Eindrücken überstrapazierte Gehirn des antik-römischen Städters beim Anblick einer schönen Landschaft entspannte. Auch dass Landschaftsgemälde seit der Frührenaissance eine beliebte und weit verbreitete Ressource zur Steigerung der urbanen Lebensqualität waren ist bekannt. Heute kann, nein, muss die Auseinandersetzung mit künstlerischer Landschaftsdarstellung wahrscheinlich mehr sein, als reine Rekreation. Landschaftsbilder sind Konstrukte, die zu uns sprechen: vom Zustand der Welt, und von der Sicht ihrer Schöpfer*innen auf diese Welt.
Bei den Arbeiten, die Zuzanna Skiba für diese Ausstellung zusammengetragen hat, geht es nun um verschiedene Aspekte und Perspektiven der Weltbefragung und-Darstellung, die man durch das Prisma der Landschaftsdarstellung betrachten kann. Es geht um physische Materialität, um Realitätsebenen, um phantastische, surreale Konstrukte, aber auch um gewisse Analogien, die an die alte alchemistische Lehre vom Makrokosmos und Mikrokosmos erinnern: so wie oben, so unten, wie im Großen, so im Kleinen, wie innen, so außen. […]
Zu ihrer eigenen Arbeit sagt Zuzanna Skiba: „Freiheit – gebettet in Wolken, sieht man die Welt! Es ist die Sehnsucht auf dieser Erde, wie ein Vogel die Welt zu betrachten, dieses ist ein Versuch es zu tun“
Auch diese Bilder sind Landschaftsgemälde. Unter verschiedenen Schichten von Farbe lassen sich Berge, Flüsse und Täler ausmachen.
„Das Ausgangsmotiv ist die vielfältige Strukturiertheit von Landschaft aus der Vo- gelperspektive. So wird in der Bildgestaltung tendenziell jegliche Perspektive aus dem Bildraum ausgeschlossen, wenn die Sicht von oben der Bildfindung als Quelle zu Grunde liegt. Die Ansicht auf die Landschaft reduziert sich in ihrer Distanz zu einer schwebenden Visualisierung. Die Blickbewegung befindet sich hier im steten Zustand der Umkehrung. So ist der künstlerische Prozess eine mentale Kartogra- phie, die sich, in fortlaufendem Wandel befindlich, einerseits subjektiv aus Erinnerungen und Erfahrungen der Künstlerin speist, die andererseits aber auch auf externe Kontexte Bezug nimmt.“ (Dorothee Bäuerle Willert) […]
Wenn wir uns nun diese Ausstellung als Gespräch denken, möchte ich Sie einladen, genau hinzuhorchen, was die gezeigten Landschaften jeweils auf eine ihnen ganz eigene Weise zu sagen haben. Was will hier neu gesehen, neu gedacht werden? Was sagen sie zur Frage der Größenverhältnisse? Wo stehen wir als Betrachter:innen? Wie wird unser Blick gesteuert und geformt?
Bevor ich Sie nun jedoch ins individuelle Gespräch mit den Werken entlasse, möchte ich Ihnen gerne noch einen im besten Sinne erbaulichen literarischen Gedanken mitgeben, der, wie ich finde, eine schöne Ergänzung zur Frage der Perspektiven auf unsere Welt anbietet. Es stammt aus Jean Pauls Roman ‚Leben des Quintus Fixlein‘ von 1795, steht am Beginn im ‚Billet an meine Freunde. Anstatt einer Vorrede‘ und spielt auch wieder mit dem Bild der Vogel-Perspektive:
„Ich konnte nie mehr als drei Wege, glücklicher (nicht glücklich) zu werden, auskundschaften. Der erste, der in die Höhe geht, ist: so weit über das Gewölke des Lebens hinauszudringen, daß man die ganze äußere Welt mit ihren Wolfsgruben, Beinhäusern und Gewitterableitern von weitem unter seinen Füßen nur wie ein eingeschrumpftes Kindergärtchen liegen sieht. – Der zweite ist: – gerade herabzufallen ins Gärtchen und da sich so einheimisch in eine Furche einzunisten, daß, wenn man aus seinem warmen Lerchennest heraussieht, man ebenfalls keine Wolfsgruben, Beinhäuser und Stangen, sondern nur Ähren erblickt, deren jede für den Nestvogel ein Baum und ein Sonnen- und Regenschirm ist. – Der dritte endlich – den ich für den schwersten und klügsten halte – ist der, mit den beiden andern zu wechseln. –“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und viel Freude mit den verschiedenen Weltenzugängen dieser Ausstellung!
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Die abstrakte Landschaftsmalerei thematisiert generell die unsichtbar wirkenden Kräfte in der Natur, widmet sich den inneren Energien, den Prozessen von Wachsen und Vergehen, den geheimnisvollen Magnetis-men. Die vertrauten Naturformen werden umgestaltet, aus-geschaltet, eine freie Formenwelt als Blick ins Innere der Schöpfung tritt an ihre Stelle. Als Beispiel aus der klassischen Moderne sei an das Werk des Paul-Klee-Schüler Theodor Werner erinnert, dessen Intention es war, mit seinen Bildern zu den „Triebkräften der Erde“ vorzudringen. Auch der Sur-realismus tendierte zu völlig neuen Landschaftsformen. Eine Art zweite Schöpfungsgeschichte wurde jeweils mit Imaginationskraft in Gang gesetzt. Dieser Blick ins Innere der Schöpfung, diese Evokation unsichtbarer Kräfte und Energien, diese künstlerische Formulierung von Mutations- und Transformationsprozessen ist ein Kernthema im Werk von Zuzanna Skiba. Direkte Vorbilder in der Kunstgeschichte findet man aber nicht, es sind eher die philosophischen Gedankenstränge, die verbinden. Das Werk steht automon doch eher für sich und visualisiert Denk-prozesse, die nicht vorformuliert, vorprogrammiert sind, sondern die dem eigenen Gesetz, der „inneren Notwendigkeit“ (Wassily Kandinsky) folgen. Die Bildentstehung ist ein langsamer Wachstumsprozess. Malschicht wird auf Malschicht gesetzt, Strich neben Strich.
Nach großen Zeichnungs-serien wie „Magnetfelder“ folgten hier Darstellungen von prozessualen Abläufen, mit skripturalen Elementen übersät. Seltener, Malereien mit Naturschauspielen etwa bei dem Nachtbild „Nachts kriechen die Schnecken rot“ in Mischtechnik aus Bitumen, Öl und Stift auf großer Leinwand. In den letzten Serien ist das Magnetfeld jeweils überdeckt von Farbe, wie jüngst bei der Werkserie: „Himmelsschichten“. Die mentale Landschaft gewinnt schließlich auch dreidimensionale Ausmaße zuletzt bei dem malerischen Ensemble „Planeten der Malerei“, einem Kosmos aus runden Käse-Holzschachteln, jeweils mit Ölfarbe angefüllt, oder bei der großen Raumarbeit „Vulkanische und schwimmende Landschaft“ von 2020. Landschaftsdarstellung kann schließlich auch zur Performance werden, wie im Außenraum jüngst bei ihrer Seh_Aktion „Unter den Linden, in die Höhe flaniert“ in Berlin. Der sich wandelnde dialektische Prozess im Spannungsfeld von Zeichnung und Malerei zieht sich so durchs ganze Werk. Die Gemälde sind dabei häufig auf farbige Grundierung, meist in Pompejanisch_Rot, nach alter italienischer Manier gesetzt. Sie heben sich durch tiefdunkle, erdige Farbschichten, meist Ölfarbe, hervor, und haben eine stark haptische Materialität. So wird die Farbkruste, die sich immer wieder auf dem Farbtopf bildet, bewußt als Effekt mitverwendet. Aber auch zarte Töne aus Gouache finden sich als Gegenpol zur dunklen Erscheinungs-form auf dem Papier. Die Malerei steht dabei im Zusammenspiel mit wechselnden Lagen von verschiedenartigen skripturalen Ensembles. Diese Notationen aus Strichen und Flächen, meist in Bleistift, aber auch in Farbe, stehen auf warmen weißem Grund oder sie überdecken zart die pastose Malschicht. Sie stehen wie ein „Gedankengefüge“, so der Titel einer Zeichnungsserie, frei auf dem Papier oder auf der Malerei.
Die vorherrschenden Farbtöne des Werks sind entschieden dunkel, signalisieren eine Art Urmasse, das Schwarz und das Braun, das Erdige und das Nächtlige_Selbst heben sich kräftig hervor. Aber auch helles Blau als Himmelsfarbe oder Weiß oder Rosa als Wolkengemenge treten aus einer tiefen Dunkelheit in Erscheinung, etwa als Serie „Himmelsschichten rosa und schwarze Geländeschraffur“, ohne daß dabei die Töne bestimmte musikalische „Farbklänge“ (Kandinsky) bildeten. Auch die Farbbehandlung ist hier ein Teil des freien Experimentierens, der Sich-Herausbildens von Form aus Unförmigkeit. Das Bild wird zu einem Erprobungs- und Denkfeld, so folgend : Auge denkt weiter. Bild und Zeichnung stoßen in Ablagerung und Schichtung aus den Tiefen eines imaginären Erdreichs hervor: „Die Landschaft erhebt sich“, 2020 mit Blick ohne Perspektive oder Fixierpunkt aus ungeformter schwarzer Nacht.
Die aktuelle, über 130-teilige Zeichnungsserie aus Gouache und Bleistift „Wings“, unter dem Eindruck der Pandemie angefangen, zeigt in verschiedenster Flügelform einen doppelt gespiegelten, durch „Gedankenstränge“ zusammengehaltenen Erdball. Die Künstlerin bringt die Serie mit den Eichendorff - Versen von der Seele, die weit die Flügel ausspannt, in Verbindung. Wie häufig bei Zuzanna Skiba, ist der Sprung zur Poesie nicht weit. So lassen sich ihre dunklen Bilder in dem nächtlich schimmerden Rembrandt Licht mit der Novalis-Metapher vom „Bergwerk der Seele“ im Roman Heinrich von Ofterdingen, 1800 verbinden. Auch die Gestalt des Landvermessers K. in Kafkas Roman „Das Schloss“ baut eine Brücke zu den kartographischen Ursprung des Werks von Skiba denken.
Vor dem Kunststudium hat Zuzanna Skiba als ausgebildete Kartographin mit Luftbildern, Atlanten und Geländeschraffuren gearbeitet. Diesem Impetus ist ihr Weg dann auf völlig andere Weise gefolgt. Die Künstlerin spricht heute von ihren abstrakten Landschaften, wurden zu einem poetischen Feld für Veränderung, wurden zur Metapher diverser Perspektiven. Skiba: „Es entsteht eine mentale Landschaft mit der Faszination des endlosen Kreislaufes.“
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Zuzanna Skiba's paintings harbour silence in a dark place, which glistens like wet asphalt. There is something inherently magical about it. Her paintings follow highly idiosyncratic rules; their force fields are concealed.
These images are stimulated by landscapes, also by landscape photos taken from a bird's-eye-view, like those found in the magnificent book The Earth from above by Yann Arthus-Bertrand, which Zuzanna Skiba treasures.
In truth, however, external space in her paintings has become so utterly part of their everyday or even lyrical attunement that we no longer really notice it properly.
The paint floats between here and now and the other side. Skiba's painting is a slow medium. First, the painter needs to forget everything she has seen in order to reinvent it. As a rule, this work of forgetting and rediscovering requires months,
she says. In this context she feels like the servant of her own compositions, as if she wanted to make their inherent shape break out, visualizing it, and often didn't have any idea at the start of the creative process how these inherent pictorial potentials might develop.
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What is a line? Every line, even the most simple, encompasses two things: it is a trace of the movement of drawing the line, thus repre- senting the image of a gesture. Moreover, the lines create, as a game of the lineament, their concentration, interweaving, their mutual communication, a different, a separate and previously unseen world. The drawing refers back to the energy of the artist and points to the other: attraction and disbursement, turning to oneself and to the object that configures itself as an inner mental picture through per- ception, to again become another when the pen touches the paper.
Zuzanna Skiba’s complex, expansive drawings move in this in- between space. From lines composed of very unspectacular dashes results a pulsating, vibrating structure, the whole and its parts, various perspectives tilt towards one another, as if oversight, insight and inner vision coincided in the drawing process: the sentence loop ‘inside is outside is inside’, hits the center of this graphic work. The outer scene and the inner landscape fit naturally in a mysterious field of lines into an irresolvable inner network. In the drawings, the multiplicity of the individual seems to be suspended, as a sequence of contracting and expanding lines extending in the distance: infinity
and beginninglessness are one. Zuzanna Skiba’s drawings are figures floating into one another, and the open, fragmentary, unfinished ele- ment in the drawing corresponds precisely to the transition between shape and resolution.
The series of Magnetic fields creates swirling shapes; the lines forming the exterior shape simultaneously generate a force field in their internal space, a bundling of energy in which the basic prin- ciples of attraction and repulsion, proximity and distance are accom- modated in a precarious and constantly changing balance. Zuzanna Skiba’s mental cartography drives out the picture—with the help of its very own visual means, swinging line and two-dimensional sur- face, and their indissoluble interplay. The sheet becomes a (foreign) area, mobilized, animated, inhabited by the drawing. The process of cartography is expanded, changed, turned upside down: Zuzanna Skiba is not about fixation, she does not present identified, willful views; on the contrary, she lets the shapes breathe, fold, oscillate. Constant change and a moment in the here and now.
What we see seems to be transforming without end, the more so as a trace of a movement/action by which the line spatialized time, the temporal sequence is transformed into a spatial juxtaposition, simultaneity in succession: a continuum; however, in the micro-view it is composed of significantly distinct, differing lines.
Focused and sprawling, the lines produce rhythms, tension fields, variations and withdrawal. Being absorbed in the making, in the movement of the drawing tool, the drawer cannot foresee the final form – being the most visual art, drawing is actually ‘eyeless’ – it arises from memory and out of devotion to the moment of doing: introspection and memories are its foundation. Sometimes Zuzanna Skiba superimposes colour onto the graphic structure, the tissue of lines is embedded in a vibrant colour area. Vice versa, the colour space is held and accented by the underlying drawing, a complex visual field potential opens up in the interplay between painting and lineament.
Recently, the dense fields – the expansion and retraction of which lend structure to each sheet – have begun to open into ring-shaped figures; the lines producing them alternating in intensity from grey to black. Outside and inside, space and line, background and figure re-unfold afresh in these airy “bubbles”: the form floats, lifts, the paper and drawing define each other’s fragile identity. The line is doubly significant in the drawing process: it causes the form to evolve, and it provides the hint of a subject. Skiba’s drawings bal- ance between poles; they are transition and boundary at the same time. In our perception the linear figures and the materiality of the line transform into vital energy
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