Interview - mit Anna Spendler, Salongalerie die Möwe, anläßlich der Ausstellung ... aus der Luft, Mai 2020 | ein Auszug www.salongalerie-die-moewe.de/ausstellungsdetails/aus-der-luft-zuzanna-skiba-und-werner-drimecker.html
Die Werkserie „Unter den Linden“ vor. Was hat es damit auf sich?
ZS: Die Idee, mich näher mit der Straße „Unter den Linden“ auseinanderzusetzen, entstand im Jahr 2006. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich bereits seit zehn Jahren in Berlin und die Stadt war zu meiner Heimat geworden. Die Prachtstraße als verbindende Achse zwischen Ost und West war schon immer ein Anziehungssort im Herzen der Stadt. Gerade vor dem Hintergrund meiner im Osten und Westen verorteten Familiengeschichte ist sie auch für mich persönlich ein wichtiges Symbol meiner Zugehörigkeit zur Stadt Berlin. Ich fand es außerdem spannend, die Bezeichnung „Unter den Linden“ wörtlich zu nehmen und in der Werkserie verschiedene Perspektiven und Betrachtungsweisen, sowohl äußerer als auch innerer Natur, zu vereinen. Als gelernte Kartographin sind mir die Vogelperspektive und das wissenschaftliche Abbilden vertraut. Als Künstlerin ist es aber auch reizvoll, die Dinge umgekehrt, also aus dem entgegengesetzten Blickwinkel zu betrachten.
Das heißt, du hast dich tatsächlich unter die Linden gelegt?
ZS: Genau. Ich habe mich tagelang unter 150 der knapp 300 Linden gelegt, um zu beobachten, zu sehen und alle Eindrücke wahrzunehmen und auch fotografisch festzuhalten. Im Nachgang zu dieser Performance entstanden in den folgenden Jahren Zeichnungen und Gemälde.
Kannst du uns etwas zur Entstehung des Gemäldes „Unter den Linden“ erzählen?
Wie hast du deine Eindrücke künstlerisch umgesetzt?
ZS: Im Atelier fließen meine Eindrücke und Beobachtungen visueller und nichtsvisueller Natur zu einem Gesamtbild zusammen. Zuerst bringe ich meine bei der Performance gewonnenen visuellen Eindrücke der Baumkrone aus der Sicht „von unten“ auf die Leinwand. Anschließend wechsle ich die Perspektive und stelle mir den Baumstamm im Querschnitt „von oben“ vor. Auf die bereits vorhandene Form male ich die Jahresringe des Stammes in der von mir entwickelten Malweise, die an Magnetfelder erinnert und mit der ich mentale Landschaften abbilde. Durch die Wechselwirkung dieser verschiedenen Perspektiven sowie innerer und äußerer Landschaften ergibt sich eine surreale Komposition. Ich bilde also nicht nur die „wissenschaftlichen Fakten“, also das Topographische, Biologische und Visuelle, sondern auch emotionale Aspekte ab.
Dass Beobachten so viel mehr ist als Sehen, das zeigt meine Werkserie „Unter den Linden“, dies in Malerei, Foto und Zeichnung.
Performance :
UNTER DEN LINDEN
7 / 105
Foto : Katja Renner
Berlin, 2016
Zeichnungen :
UNTER DEN LINDEN
22 Blätter
Bleistift auf Papier
je 31,5 x 16,5 cm
2007
UNTER DEN LINDEN
übermalt 2 / 3
Foto : Karen Linnenkohl
Berlin Kladow, 1999
Malerei :
UNTER DEN LINDEN
5 / 24
Öl / Goldpigment auf Leinwand
gefirnist, gerahmt
150 x 130 cm
2014